Joie d'Amour by Villefranche Anne-Marie

Joie d'Amour by Villefranche Anne-Marie

Autor:Villefranche, Anne-Marie [Villefranche, Anne-Marie]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Es vergingen beinahe sechs Monate, bevor Marcel und Yvonne nach ihrer Trennung wieder miteinander sprachen. Sie hatten sich ab und zu flüchtig gesehen, etwas, das sich einfach nicht vermeiden ließ. Sie speisten in demselben halben Dutzend Restaurants, in dem die feine Gesellschaft zu speisen pflegte. Sie gingen in dasselbe halbe Dutzend Theater, und da sie jung waren, frequentierten sie auch dasselbe halbe Dutzend schicker Tanzlokale. Bei diesen Gelegenheiten versuchte Marcel nie, Yvonne aus dem Weg zu gehen, aber sie mied ihn ganz offensichtlich und schaute in die andere Richtung - oder vertiefte sich jedesmal, wenn er in einem Umkreis von zehn Metern auftauchte, in ein Gespräch mit ihrem Begleiter. Sie war immer mit ihrem neuen Liebhaber unterwegs — einem dunkelhäutigen Mann mit glänzendem schwarzem Haar, das er in der Mitte gescheitelt trug. Marcel wußte, daß er Pierre Aubernon hieß, und er wußte auch, wer das war, aber er hatte nie seine Bekanntschaft gemacht, und er hatte auch nicht das Bedürfnis.

Man stelle sich also Marcels Überraschung vor, als eines Morgens Yvonne ganz unverhofft bei ihm anrief und ihm vorschlug, er solle sie über Mittag treffen. Er überlegte sich ihren Vorschlag, aber nicht sehr lange, bevor er beschloß, daß er sie durchaus sehen könne, wenn sie es wolle. Schließlich war er kein Narr. Wenn sie ihn sehen wollte, dann hatte sie bestimmt etwas vor und hoffte, ihn dafür zu interessieren.

Das Hauptinteresse lag natürlich auf ihrer Seite. Sie trafen sich und unterhielten sich bei einem außergewöhnlich guten Essen. Yvonne trug ein einfaches grünes Kleid aus Panné-Samt und einen Hut mit heruntergeschlagener Krempe, Sie sah todschick aus. Ihm gegenüber verhielt sie sich sehr charmant und gab durch nichts zu erkennen, daß zwischen ihnen einiges vorgefallen war. Ein Gast am Nebentisch hätte die beiden für ein frisch verliebtes Paar halten können!

«Bist du glücklich?» fragte Marcel, dem nichts hätte gleichgültiger sein können.

«Natürlich. Und du?»

«Wie immer.»

«Ich dachte, ich hätte dich letzte Woche im Theater gesehen. Warst du denn dort?»

«Ich war zweimal letzte Woche. In welchem Theater warst du?»

«Im Champs-Elysées.»

«Ja, ich glaube, ich habe dich auch gesehen. Mit Monsieur Aubernon, nicht wahr?»

«Ist das ein Vorwurf?» fragte sie lächelnd. «Seit unserer Trennung habe ich dich mit mindestens drei Frauen zusammen gesehen.»

«Es war kein Vorwurf, nur eine Feststellung. Falls es dich interessiert, was ich mir kaum vorstellen kann, es gab vier Frauen in meinem Leben — seit unserer Trennung, wie du es ausdrückst.»

«Vier in weniger als sechs Monaten! Du hast dich ja gut amüsiert, Marcel!»

«Natürlich», sagte er ihr zulächelnd.

Gegen Ende des Mahls meinte sie:

«Lebst du immer noch bei deiner Mutter? Ich weiß nicht warum, aber irgendwie dachte ich, ich würde dich dort nicht erreichen, als ich anrief.»

«Es wäre zu grausam, sie allein zu lassen.»

«Was passierte mit meiner kleinen Wohnung? Hast du sie noch?»

«Ich habe sie aufgegeben, nachdem du ausgezogen bist.»

«Wirklich? Wohin gehst du dann mit deinen neuen Freundinnen?»

Marcel zuckte die Achseln und erwiderte nichts darauf

Das Essen näherte sich seinem Ende, ohne daß etwas von Bedeutung gesagt worden war. Marcel bezahlte die Rechnung, und der Kellner begleitete sie unter tausend Verbeugungen vom Tisch bis zur Tür.



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